VEREHRTER MARKGRAFPERSÖNLICHKEIT: DER SELIGEBERNHARD VON BADEN
Ein Familienmitglied des Hauses Baden aus dem Spätmittelalter hat besondere Berühmtheit erlangt: Bernhard II. (um 1428–1458). Seit 1769 ist er der „selige Bernhard“.
Bernhard II., 1428 oder 1429 auf dem Alten Schloss Hohenbaden geboren, war ein Sohn des Markgrafen Jakob I. und der Katharina von Lothringen. Er stand in diplomatischen Diensten Kaiser Friedrichs III., dessen Schwester Katharina von Österreich die Frau seines Bruders Karl war. 1453 starb sein Vater und vererbte die Herrschaft an Bernhard und zwei seiner Brüder.
Im Todesjahr seines Vaters 1453 hatten die Türken Konstantinopel eingenommen. Man fürchtete die weitere Ausbreitung des Islam in Europa. Bernhard II. verzichtete für zehn Jahre zugunsten seines Bruders Karl auf sein Erbteil an der Markgrafschaft Baden. Im Auftrag des Kaisers warb er 1458 an den Fürstenhöfen für den Widerstand gegen die Türken – eine Art letzter Kreuzzug war geplant. Seine Mission konnte er jedoch nicht beenden: Unterwegs starb er in Moncalieri nahe Turin in Oberitalien an der Pest.
Während der Trauerfeier in Moncalieri soll ein lahmer Mann geheilt worden sein. Bald gab es Wallfahrten zu Bernhards Grab und Berichte über weitere Wunder. Die in Rastatt residierenden Markgrafenbrüder Ludwig Georg und August Georg von Baden-Baden setzten sich 300 Jahre später für seine Seligsprechung ein. 1769 entsprach der Papst nach eingehender Prüfung dem Antrag. Man wollte eine katholische Identifikationsfigur für Baden und einen Landespatron und Schutzheiligen. Der Hintergrund dafür war, dass der zukünftiger Erbe des kinderlosen August Georg die protestantische Linie Baden-Durlach war.
Auf dem Alten Schloss wurde 1928 in der Loge im Bernhardsbau eine Gedenkkapelle für Bernhard eingerichtet. Im italienischen Moncalieri erfährt er bis heute große Verehrung. Die Heilung des Kranken wird dort jährlich nachgespielt. Versuche, eine Heiligsprechung zu erwirken, gab es erstmals im 15. Jahrhundert. Das 1958 eingeleitete Verfahren kam zum Erliegen. 2011 ist der Prozess erneut in Gang gebracht worden. Ein ihm zugeschriebenes Wunder wurde vom Vatikan nicht anerkannt, daher wurde der vom Erzbistum angestrengte Heiligsprechungsprozess 2018 gestoppt.